Gegen Flächenfraß aktiv werden

Vielfältige Diskussionen und zahlreiche Leserbriefe spiegeln den Protest gegen das geplante Gewerbegebiet Hungerberg (42ha) in Dettingen. In diesem Gewerbegebiet muss auch der geplante Gewerbestandort Bohnau-Süd (21ha) gesehen werden. Nun wird laut Regionalversammlung ein Gebiet gesucht, dass „für größere und ggf. emissionsträchtige Gewerbe- und Industrievorhaben geeignet“ ist.

Noch ist die Landschaft Hungerberg ein regionaler Grünzug. Laut Regionalplan sind „regionale Grünzüge größere zusammenhängende Freiräume für unterschiedliche ökologische Funktionen, für naturschonende, nachhaltige Nutzungen oder für die Erholung.“ Diese Einstufung ist berechtigt: Es verfügt über hohe Entwicklungspotentiale für Naturschutz und Naherholung. Laut amtlichen Einschätzungen sind die Böden im Gebiet von „hoher bis sehr hohe Bedeutung für die Erzeugung von Nahrungsmitteln“. Dazu kommt eine in Teilen sehr hohe Bedeutung für die Grundwasserneubildung. Zudem ist das Gebiet Kaltluftproduktions- und Kaltluftsammelgebiet für die Stadt Kirchheim.

Die Umwandlung dieser ökologisch wertvollen Fläche in ein Gewerbegebiet wird zur Zerstörung dieser wichtigen Funktionen führen und die Lebensqualität in der Umgebung deutlich verschlechtern.

Wofür sollen wir diesen Preis zahlen? Laut den Befürwortern soll eine saubere und zukunftsfähige Industrie angesiedelt werden. Es wird so getan, als wenn z.B. die Produktion von Brennstoffzellen eine saubere Produktion ist, nur weil diese im E-LKWs verbaut werden können. Es ist für Konzerne billiger eine neue Produktion an neuen Standort und dann vielleicht auch noch mit Fördergeldern aufzubauen. Was passiert mit den alten Industriestandorten? Angeblich sollen diese dann renaturiert werden. Der Haken ist nur, dass das noch nie passiert ist und das aus guten Grund: einmal versiegelte Flächen lassen sich nicht so einfach renaturieren. In Anlehnung an die Industrieruinen in den USA spricht man von Detroitisierung eines Gebietes.

„Wir brauchen ein Bauverbot auf fruchtbaren und für das Klima bedeutsamen Flächen“, fordert Hüseyin Sahin, der Landtagskandidat der Linken im Wahlkreis Kirchheim. Und berichtet weiter: „Da ist uns die Schweiz weit voraus: dort darf keine weitere Fläche versiegelt werden.“

Boden ist die endlichste aller Ressourcen und nicht vermehrbar. Neue Gewerbegebiete auf der grünen Wiese wie am Hungerberg sind Gift für das Klima. Die nachhaltige Transformation der Industrie ist richtig, aber bitte auf den Bestandsflächen.

„Es ist gut, dass Bürgerinnen und Bürger aus Kirchheim und Dettingen sich wehren und gegen die Zerstörung der Kulturlandschaft und Ansiedlung von großen Industriegebieten wie Hungerberg und Bohnau-Süd protestieren, freut sich Sahin und fordert, dass die Bürger*innen und Bürger in Dettingen und Kirchheim aktive beteiligt werden und eine Bürgerbefragung zu diesem Thema initiiert wird.

Sahin Hüseyin versichert. „Die Linke in Kirchheim wird gemeinsam mit allen, die den Flächenfraß nicht länger hinnehmen wollen, gegen dieses Vorhaben aktiv werden.

Heinrich Brinker
Stadtrat Die Linke, Kirchheim unter Teck