Kirchheim im Nationalsozialismus

 

Kirchheim im Nationalsozialismus


ein Thema das viele Kirchheimer interessierte und zum Besuch der politischen Matinee der Linken bewegte. Auch der stadtbekannte Referent Günther Erb hatte seinen Anteil daran, dass der Raum mit über 50 Zuhörern mehr als überfüllt war. Einige Besucher nahmen auf den Fensterbrettern platz.

Günther Erb berichtete anschaulich und fesselnd über die Entwicklungen des Nationalsozialismus und die Unterstützung, die es in Kirchheim dafür gab. Er berichtete über die Kirchheimer Täter und Opfer und bezog sich dabei auf Berichte von Zeitzeugen und den allgemein zugänglichen Schriften zur Stadtgeschichte. Kirchheim war eine Hochburg der NSDAP. Schon lange vor deren Machtergreifung waren namhafte Kirchheimer für die Nationalsozialisten aktiv, Während die Nationalsozialisten bei der Reichtagswahl 43,9 % erzielten, in Baden Württemberg 42,0 %, wählten 49% der Kirchheim die Partei. Die Nazis schätzten den Zuspruch aus Kirchheim zu allen Zeiten. Parteigranden der NSDAP besuchten die Stadt gern und häufig. Belegt sind Aufmärsche, Paraden, Kundgebungen, Feiern der Nazis in Kirchheim. Auch schon 1923 kamen zu einer sogenannten Sonnwendfeier 3500 Nazis am alten Kirchheimer Bahnhof mitten in der Stadt an, um von da auf´s Hörnle zu ziehen. Mitglieder der NSDAP trafen sich nicht nur an diesem Tag im goldenen Adler. Ab 33 wehten die Hakenkreuzflaggen vom Kirchheimer Rathaus, Straßennamen und Plätze wurden umbenannt. Am 1. Mai 33 zogen 8000 Kirchheimer in einem Festzug der NSDAP mit, dabei waren Vereine, Behörden, Schulen… Das damalige Kirchheim hatte 13 000 Einwohner. Vor den 4 jüdischen Läden standen in der Pogromnacht SS-Wachen. Weiter passierte da allerdings nichts, weil die Läden bis dahin schon längst von den Besitzern verlassen und geschlossen waren. Noch heute tragen die Tannenbergstraße, die Bismarkstraße und die Hindenburgstraße die Namen von damals. Auch aus Kirchheim wurden zuerst Kritiker des Nationalsozialismus, Sozialdemokraten und Kommunisten in die nahegelegenes KZ´s gebracht.

Frappierend war, noch einmal zu hören, wie schnell die Machtsicherung mit dem Ermächtigungsgesetz und 14 Tage später dem Gleichschaltungsgesetz vonstatten ging. Schon einen Monat nach der Reichstagswahl startete die Judenverfolgung.

Umrahmt wurde der Vortrag mit Gedichten zur Nazizeit, wie Paul Celans Todesfuge oder Brechts Kälbermarsch, vorgetragen von Peter Rauscher, Regional-und Kreisrat der Linken und Heinrich Brinker, Sprecher der Linken im Kreis Esslingen.