Umsteigen in die Zukunft
Klaus Gebhard, Diplom-Ingenieur, erläuterte am Dienstag, den 24. Januar im Spitalkeller in Kirchheim die Möglichkeiten, aus der ungeliebten Dauerbaustelle Stuttgart 21 jetzt noch auszusteigen bzw. sie in ein sinnvolles Konzept zu überführen.
Gebhard weist auf die immensen Kosten von Stuttgart 21 hin. Laut Bundesrechnungshof liegen die geschätzten Kosten jetzt schon bei 10 Milliarden Euro. Wir erinnern uns, dass bei dem Bürgerbegehren von 4,5 Mrd. € die Rede war und alle Befürworter versicherten, dass es auf keinen Fall teurer werden würde. Stuttgart 21 bindet auf Jahre hinaus alle Gelder, so dass für Verbesserungen im Nahverkehr nichts mehr übrig bleiben wird. Ein Schildbürgerstreich, der den Bürgern in der Region sehr teuer zu stehen kommen wird.
Ein Umstieg wird nach Schätzungen der Experten ca. 4 Mrd. € kosten und somit ca. 6 Mrd. € gegenüber Stuttgart 21 einsparen. Darüber hinaus können Baurisiken, wie die Beeinträchtigung des Mineralwassers oder der Bau durch den Gipskeuper südlich von Degerloch, vermieden werden. Gipskeuper quillt bei Berührung mit Wasser auf.
Da bisher bereits 1,8 Mrd. Euro in Stuttgart 21 vergraben wurden, haben die Autoren des Umstiegs die bisherigen Baumaßnahmen in ihr Projekt integriert. Würde das Konzept bei den Regierungsparteien Gehör finden, so Gebhard, dann könnten alle, die den Stuttgarter Kopfbahnhof künftig nutzen, einen modernen, Licht durchfluteten Bahnhof, mit reichlich Platz für Busse und Fahrräder, eine einladende Umgebung mit Gastronomie und Grünflächen genießen. Das Ganze findet nicht mehr 28 Meter unter Tage statt, sondern oberirdisch mit Tageslicht. Um einen Eindruck der ökologischen Möglichkeiten des Konzeptes zu erhalten, erläuterte Gebhard, dass die lichtdurchlässige und mit Solarzellen versehene Überdachung der Bahnsteige 12% des Stromverbrauchs der Stadtbahnen in Stuttgart generieren könnte.
Außerdem sieht das Konzept den Ringschluss der S-Bahnstrecke ab Bernhausen bis hinunter nach Wendlingen vor. Statt einer Busverbindung wäre dann endlich eine direkte S-Bahnverbindung von Kirchheim auf die Fildern und zum Flughafen möglich.
Das Fazit des Ingenieurs: „Wird Stuttgart 21 wie bisher weiter gebaut, wird es zu jahrelangen Bauverzögerungen, zu Mehrkosten von 6 Mrd. € kommen und keine weiteren Investitionen in andere Bereiche des öffentlichen Nahverkehrs ermöglichen. Die Chance auf eine nachhaltige Mobilität wird über Jahrzehnte verspielt.“
Nach reger Diskussion erhielt Klaus Gebhard viel Applaus und Zustimmung. Um die Auseinandersetzung mit Stuttgart 21 zu unterstützen, spendeten die Anwesenden fast 200 € an die „Schutzgemeinschaft Filder“.