Fridays for Future

samstags demonstrieren?

Wer nicht der Sektierer-Fraktion der sog. „Klimawandel-Leugner“ angehört (und das ist der Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung und die übergroße Mehrheit der Fachwissenschaftler), der wird zugestehen: wenn wir die Ziele des Pariser Abkommens voran bringen wollen und die durchschnittliche Erwärmung auf maximal 2 Grad begrenzen wollen, dann müssen wir alle – die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Politik – endlich in die Gänge kommen.

Als Erwachsenengesellschaft sollten wir uns eigentlich schämen, dass uns die Jugend zeigen muss, dass man für die Reduktion der Treibhausgas-Emissionen auch mal vom Sofa aufstehen und etwas mehr tun muss als bisher. Wer – wie Herr Rieker und andere – glaubt, dass Jugend-Demos am Samstag irgendjemand hinterm Ofen hervorgelockt hätten, der irrt. Herrn Riekers Frage: „Heiligt der Zweck die Mittel“ muss konkret beantwortet werden. Wenn Jugendliche sich die Frage stellen, ob sie sich an sog. Klimastreiks beteiligen sollten, muss jede und jeder einzelne von ihnen für sich oder im Gespräch mit anderen abwägen, welches der beiden Rechtsgüter/Pflichten („Recht und Pflicht zum freitäglichen Schulbesuch“ versus  „Erzeugen von gesellschaftlich-politischem Druck zur Verstärkung von Reduktionsanstrengungen“) sie oder er in diesem Entscheidungsdilemma höher gewichtet. Die moralische Urteilsfähigkeit, die wir als Demokratie dringend benötigen, entsteht dann, wen wir es wagen, uns solchen Diskursen auszusetzen.